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die anderen. (Sr trug einen Elenskoller und einen grauen Hui mit grüner Feder. Sein Haar war blond, und ein starker Schnurrbart und spitzer Kinnbart zierten sein Gesicht. Freundlich blickten seine blauen Augen umher, und deutsche Grußesworte kamen aus seinem Munde. Man sah, er freute sich herzlich über den warmen Empfang der Erfurter, die mit Hüteschwenken, Tücherwehen und Kränzewerfen sich nicht genug tun konnten.
Aufenthalt in Erfurt: Vor seinem Absteigequartier wurde
er vom Erfurter Rate aufs ehrerbietigste begrüßt. Dann begab sich der König in seine Gemächer. Doch er rastete nicht lange. Schon nach kurzer Zeit erschien er wieder im Sattel. Er stattete dem Petersberg einen Besuch ab. An der Schwelle des Klosters begrüßten ihn knieend die frommen Brüder mit ihrem Abte. Freundlich hieß er sie ausstehen, entblößte selbst sein Haupt und setzte sich mit ihnen zur Tafel, zwanglos sich unterhaltend.
Noch drei Tage verweilte Gustav Adolf in der Stadt. In
dieser Zeit umritt er einmal den Stadtwall und besichtigte die
Eyriaksbnrg. Mancherlei Gedanken über eine stärkere Befestigung der Stadt sollen ihm dabei durch den Kops gegangen sein. Bevor er dann abreiste, mußte der Rat versprechen, solange der
Religionskrieg dauern würde, ihm treu und untertänig zu sein.
Weitermarsch: Am Montag wurde zum Ausbruch geblasen.
Vormittags zwischen 8 und 9 gings mit klingendem Spiel zum Brühlertor hinaus durch den Treienbrunnen nach Süden. Der
Weg führte über Molsdorf, Arnstadt, Ilmenau und Schlensingen ins Werratal und von da an den Main. (Nach Pros. Als. Kirchhofs.)
4-9. Gustav Adolfs Leutseligkeit.
Heute noch bewahrt die Riemer-Jnnnng in Erfurt ein Andenken auf, das Zeugnis von Gustav Adolfs Leutseligkeit gibt.
Als der König sich einmal von der „hohen Lilie" in den nahe gelegenen Gasthof „zum Propheten" (heute „Thüringer Hof") begab, um nach einem feiner Pferde zu sehen, hörte er aus einem Zimmer lautes Stimmengewirr. Er trat ein und erfuhr von den Versammelten, daß die Riemer-Innung soeben einen der Ihren zum Ritter schlage, d. h. nach bestandener Lehrzeit seierlich in die Gesellenschast ausnehme. Gustav Adols sragte, ob er zusehen dürste. Da dies aber nicht erlaubt war, wurde ihm bedeutet, daß er beiwohnen könne, wenn er selbst vorher zum Ritter geschlagen wäre. Der König willigte sreudig ein und wurde unter dem üblichen Gebrauch zum Ritter geschlagen. Er leerte auch den großen, tbm dargereichten Zinnpokal, den Willkommenbecher, und loste sich mit dem herkömmlichen Geschenk.
Noch zur Stunde hängt am „Willkommen" der Erfurter Riemer das ovale, vergoldete Schaustück, welches damals die Innung wohl aus des Königs Hand erhalten hat. Es zeigt auf der einen
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Kirchhofs Gustav_Adolfs_Leutseligkeit Gustav Adolfs Gustav_Adolfs_Leutseligkeit Gustav Adolfs Gustav_Adols Gustav Riemer
Extrahierte Ortsnamen: Erfurt Molsdorf Arnstadt Ilmenau Werratal Main Erfurt
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diesen Plan zu hintertreiben. Die Franzosen fühlten fidi cuett als Herren Der Stadt und handelten als solche, obwohl der Kurfürst von Mainz, der größte Gegner Friedrichs Ii., ihr treuester
Verbündeter war. ^
Nach der Lchlacht: Bald aber änderte sich das Bild. <zu
der Schlacht bei Roßbach hatte Friedrich mit der Potsdamer Wacht-parade einen glänzenden Sieg über die Reichsarmee und das sran-
zösische Heer errungen. Nun flohen die Franzosen, so schnell sie
konnten, dem Rheine zu und berührten auf ihrer Flucht auch Erfurt. Am 7. November, zwei Tage nach der Schlacht, trafen die
ersten Verwundeten und Versprengten hier ein. Bald aber solgten große Scharen nach, Fußvolk und Reiterei, Offiziere und Gemeine, alles in buntem Gemisch durcheinander und alle in einem erbärmlichen Zustande. Die meisten hatten ihre Gewehre und alles, was ihre eilige Flucht hätte hindern können, weggeworfen. Viele hatten keine Helme mehr auf dem Kopfe und keine Schuhe mehr an den Füßen. Einige hielten lange Bohnenstangen in den Händen und führten nach Frosches Art ungeheure Sprünge aus. Wirk lich, eine richtige Reißausarmee! — Andere wieder weinten bitterlich. Sie hatten sich während der Schlacht an den durch das Schießen heiß gewordenen Gewehren die Finger verbrannt. Besonders ausfällig war aber die Schweigsamkeit aller. Früher hatten sie den Mund nicht voll genug nehmen können, jetzt aber entschlüpfte nur selten ein „Sacre nom de Dieu“ ihren bebenden Lippen. Friedrichs Feldherrnkunst hatte ihre ruhmredigen Zungen gelähmt. Sie beschrieben, wenn sie gefragt wurden, die Schlacht mit wenig Worten: „O mon Dieu!“ Die klein, klein Trupp! O Die groß, groß Feuer!"
Bald kamen auch die Gepäckwagen zurück. Ihr Durchzug wollte gar kein Ende nehmen; drei Tage dauerte er in einem fort. Die Bauern der Dörfer, durch welche der Rückzug ging, hatten furchtbar zu leiden. Viele Orte wurden ausgeplündert, z. B. Ollendorf, Klein-Mölfen und Tüttleben. Beim Anrücken eines versprengten Haufens zogen darum die Bauern die Sturmglocke und stellten sich, mit Mistgabeln, Dreschflegeln und Sensen bewaffnet, zur Wehr, und mancher französische Soldat hat damals durch die von der Verzweiflung übermannten Schützer des heimatlichen Herdes seinen Tod gesunden. (Nach Const. Beyer.)
61. Erfurt im Siebenjährigen Kriege.
Grund der Feindschaft: Im August 1756 fiel Friedrich Ii. unerwartet in Sachsen ein. Dafür wurde er auf dem Reichstage zu Regeusburg von den versammelten deutschen Fürsten mit der Acht belegt. Hierbei war der Kurfürst von Mainz besonders tätig gewesen. Dem König blieb das Tun des Erzbifchofes nicht ver-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs_Feldherrnkunst Friedrichs B._Ollendorf August Friedrich_Ii Friedrich
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Am 16. Mai rückten sie in 3 Abteilungen von Erfurt ab. Es waren wenig mehr als 2000 Mann und führten nur 6 Kanonen itnb an 100 Gepäck- und Munitionswagen mit sich. Einige hundert Kranke aber ließen sie in dem Lazarette auf dem Severihofe zurück. Die Zahl der Waffen und die Menge des Schießbedarfs, welche die Preußen in der geräumten Festung fanden, waren noch sehr bedeutende: 175 Kanonen, 9015 Flinten, 2571 Kara-
biner usw. Außerdem sielen 130 neue Wagen, ein sehr gut eingerichtetes Spital und sür 2000 Reichstaler Arzeneien m ihre Hände. (Nach Const. Beyer.)
79. flus dem Tagebuch eines Erfurter freiwilligen Sägers.
Rheinübergang: Den 25. März (1814) marschierten wir von Groß-Gerau, einem kleinen Landstädtchen, srüh um 7 Uhr ab und zwar in vollem Glanze, weil heute der wichtige Tag war, wo wir den Rhein bei Oppenheim Überschreiten, unser Vaterland verlassen und das französische Reich betreten sollten. Auch glaubten wir, vor dem Herzog von Koburg, dem kommandierenden General des Mainzer Belagerungskorps, Parade machen zu müssen. Um 9 Uhr kamen Wir an der Schiffsbrücke vor Oppenheim an und machten Halt, um unsere Tornister aufzunehmen und uns ein wenig in Ordnung zu bringen.
Der Anblick des Rheins, die schöne Lage von Oppenheim, der seltene und schöne Anblick der großen Schiffsbrücke, welche die Größe unserer vaterländischen Langen Brücke hatte und ans einigen 30 Kähnen bestand, welche alle 10 bis 12 Schritte voneinander entfernt waren, die um uns liegenden schönen Täler und Berge mit ihren Dörfern und Städten gewährten ein herrliches Bild. Zu all diesem gesellte sich noch ein einzig schönes Echo, welches jeden Ton unserer Hörner an den jenseitigen Bergen anss deutlichste wiederholte und uns so jeden Gruß, den wir vom deutschen Boden zu dem jenseits des Rheins gelegenen französischen Ufer hinüberschickten, nach einer kurzen Pause zurückgab. Es schien uns einzuladen, unsere vaterländischen Grenzen zu überschreiten, und eine freundliche Aufnahme zuzusichern. Wir alle waren entzückt von diesem Schauspiel und konnten uns nicht genug daran ergötzen. Um 10 Uhr marschierten Wir mit dem Gesang unseres Kriegsliedes über die Schiffsbrücke.
Gekommen war nun der wichtige, von vielen mit klopfendem Herzen, von wenigen nur mit ruhiger Gelassenheit entgegengesehene Augenblick, wo wir sozusagen mit einem Schritte ans unserem Vaterlande heraus in ein fremdes Land versetzt werden sollten, wo uns andere Sitten, andere Gebräuche, ja sogar eine
fremde Sprache erwarteten. Und dann noch die Frage: „Wie viele
und wer von uns wird über diesen Grenzwächter, den Vater
Rhein zurückkehren?" Wahrlich, dieser Gedanke ergriff mich und
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aus Granate schlug ein und riß leider zuweilen ganze Reihen fort, und — 5 Stunden lang mußten die Bataillone dieses Unwetter
ruhig über sich ergehen lassen.
Die berittenen Offiziere stiegen einer nach dem andern ab. Nur General v. Bose und Oberst v. Wedel hielten noch zu Pferde, ersterer auf einer kleinen Erhebung, welche die Beobachtung begünstigte. Aber das Pferd war unruhig. Plötzlich stieg es hoch auf. Eine Granate war in nächster Nähe geplatzt, und ein Stück derselben hatte, zwischen dem aus die Seite gestützten linken Arm des Generals und der Brust hindurchgehend, den Regenmantel zerfetzt. Nun schickten auch der General, da er zu Fuß ruhiger beobachten konnte, und der Oberst die Pferde in den Wald zurück.
So manche Granate schlug in den Teich von Ober-Dohalitz, einem Dorfe, hart an der Südecke des Waldes gelegen, und jedes Mal sah man einen etwa meterhohen Wasserstrahl emporsteigen. Auch in einen Bienenkorb fchlng eine Granate, und nur mit Mühe konnten die Mannschaften sich der erregten kleinen Bewohner erwehren. Am wohlsten fühlte sich augenscheinlich ein Schwein, das am Dorfsaum freudig grunzend die Erde aufwühlte. Doch auch dies fiel als Opser der Granaten und streckte bald alle Viere von sich.
Jede solche Unterbrechung war angenehm, zog sie doch die Gedanken von den Granaten ab. Allmählich gewöhnte man sich auch an das Feuer. Wer noch Vorrat im Tabaksbeutel hatte, fetzte die Pfeife in Brand, während andere, bei denen sich die körperliche Abspannung geltend machte, längere Zeit ruhig schliefen.
Mehrmals wurde fogar der Versuch gewagt, den österreichischen Batterien beizukommen. Mitten im heftigsten Granatfeuer ging s vorwärts, und teilweise gelang es auch, bis nahe an die feindliche Stellung heranzukommen. Selbst ein Hagel von Granaten und Schrapnells, mit dem die feindlichen Batterien die mutigen Vorwärtsstürmer überschütteten, vermochte sie nicht aufzuhalten. Es gelang ihnen sogar eine Schwadron österreichischer Ulanen, die gegen sie anritt, durch ein wohlgezieltes Schnellfeuer in die Flucht zu treiben und einer zweiten Schwadron dasfelbe Schicksal zu bereiten. Aber alles war vergebens; endlich mußten sie doch dem wohlgezielten Feuer mehrerer Batterien weichen, sie mußten in den Hola-Wald, in die Hölle, zurück.
Nun galt's, die gefährliche Stellung unter allen Umständen zu halten, im heftigsten Granatfeuer bis zum Eintreffen der Armee des Kronprinzen auszuharren. Wahrlich keine leichte Aufgabe! Trotzdem beseelte jeden nur der eine Gedanke: Treu bis zum Tode.
Das Eintreffen der 2. Armee: Endlich, es war nach 3 Uhr nachmittags, ließ das feindliche Geschützfeuer nach. Die 2. Armee war eingetroffen, hatte Ehlum im Rücken der österreichischen Stellung genommen und ging zum Angriff gegen die Höhe von Lipa vor. Man sah bald die rückgängige Bewegung der Geschütze, und
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Bald offenbarte sich an der frommen Landgräfin mehr und mehr eine göttliche Kraft. Sie heilte Kranke durch das Auflegen ihrer Hände, machte Blinde fehend und richtete gekrümmte Glieder wieder gerade. Ein Heilmittel, von ihrer Hand gereicht, verfehlte nie seine Wirkung. Daher begann das Volk sie als einen auserwählten Liebling Gottes zu verehren und an ihre Wunder zu glauben. Es fehlte nur noch das Märtyrertum, um sie als Heilige anzubeten, und auch das blieb nicht aus.
Nach dem Tode ihres Gemahls wurde Elisabeth von ihrem Schwager, dem Landgrafen Heinrich Raspe, vertrieben und mußte die Wartburg verlassen. Sie wandte sich nach Marburg und wohnte zunächst in einer armseligen Bauernhütte. Später gründete sie von ihrer Mitgift ein Armen- und Krankenhaus und übte in ihm alle Werke der Barmherzigkeit. Auch ertrug sie mit himmlischer Geduld alle Qualen und Peinigungen, welche ihr der Beichtvater Konrad von Marburg auferlegte. Erst 24 Jabre alt, verschied sie am 19. November 1231, laut beklagt von allem Volke. Da sich aber bald die Kunde von allerlei Wundern verbreitete, die während der Leichenfeier und an ihrem Grabe geschehen sein sollten, so erfolgte am Psingsttage 1234 durch Papst Gregor Ix. die Heiligsprechung Elisabeths. (Nach L. Sechstem.)
19. Die Sage von der (31eichenfchen Doppelehe.
Ludwig (andere nennen ihn Ernst), Graf von Gleichen, nahm teil an dem Kreuzzuge, dem sich Ludwig der Heilige, Landgraf von Thüringen, unter dem Banner Kaiser Friedrichs Ii. angeschlossen hatte. Graf Ludwig war am Thüringer Landgrafenbofe ritterlich erzogen worden und soll mit einer Gräfin von Orlamünde vermählt gewesen sein, die ihm zwei Kinder geboren. Nachdem Landgraf Ludwig feinen frommen Eifer mit dem Tode gebüßt, folgte Graf Ludwig dem Kaiser nach Accon und blieb zum Schutze der Stadt Ptolemäus zurück. Der Kaiser aber schiffte sich zur Rückkehr ein.
Gefangenschaft: Bei einem Ausfalle oder Streifzuge gegen
die Ptolemäus umlagernden Sarazenen geriet Graf Ludwig in die Gefangenschaft der Araber. Er wurde an den Sultan Aegyptens verkauft und nach Alcair gebracht. Dort mußte der Graf Harte Sklavenarbeit verrichten. Neun Jahre schmachtete er schon in der Gefangenschaft, als die Tochter des Sultans, welcher Melech-Sala hieß, das ist König des Heils oder Friedens, lebhaft von ihm eingenommen wurde. Aus großer Liebe trug sie ihm an, gemeinschaftlich zu entfliehen, wenn er sie zum Weibe nehmen wolle. Graf Ludwig von Gleichen war aufrichtig genug, der schönen Sarazenin seinen Stand und seine Herkunft zu entdecken und ihr zu sagen, daß er bereits eine Frau und zwei Kinder habe. Daran fand nun die Jungfrau gar keinen Anstoß, da der mohamedanische
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hatten auch die Schweden wegen der zurücke gehenden Kayserlichen macht nicht lange zeit, als wurde beiderseits vom accord1) gehandelt und nach dreitägiger handelunge die stadt aufgegeben. Denen herren Schweden wurde gegeben zur rancion2) der stadt 16000 thlr. baargeld und 16000 thlr. an tuch und schuen, und wurde ein regiment Schwedische völcker in die stadt und auf die burgk geleget. Ehe die Schwed. armada von der stadt wegging, wurden vorher die ar-tollerey welches 100 stück geschüz waren hineingeführet, stunden so lange auf dem Anger bis sie mit guter manier konten nachgeführet werden.
Das regiment volck solte zwart dem accord nach auf dem lande liegend bleiben und nicht in die stadt kommen, nachdem aber die Keyserliche armada sich zu nahe ins gehege begeben wolle, zog dasselbe anno 1637 den tag Mariae Lichtmes (2. Febr.) gegen abend als schone temmerunge war hinein und blieb so lange drinne bis der friede gemacht wurde.
Falckenstein’sche Chronik.
53. Das Erfurter Friedensfeit.
(1650.)
Heuer zeigten die grünen Maien, mit Welchen man zu Pfingsten die Kirchen schmückte, zum ersten Male keine roten Blutströpschen mehr. Bisher Hatte man dieses traurige Himmelszeichen, das die Fortsetzung des unheilvollen Krieges verkünden sollte, in jedem Frühling neu an dem jungen Blätterschmuck der Birken erspäht.
Der Frieden War Wirklich da! Er War nach dreißig langen Kriegsjahren endlich Wieder in Deutschland eingezogen. Die meisten der Lebenden freilich kannten ihn nicht, und die Wenigen Alten, welche noch lebten und die Schrecknisse des Krieges überdauert hatten, erinnerten sich seiner nur aus ihrer Jugend.
Wie überall im deutschen Lande, so rüstete man sich Mitte September 1650 auch in Ersnrt, die Wiederkehr des Friedens festlich zu begehen. Nachdem die letzten Truppen der schwedischen Besatzung — 690 Mann mit 655 Frauen und 916 Kindern — aus mehr als 80 Wagen und mit 300 Pferden die Stadt verlassen hatten, begann auf Anordnung eines Hohen und Ehrbaren Rates ein Mehrtägiges Dankfest. In der Frühe des ersten Festtages donnerten die Wallgeschütze über die Stadt und weckten die Bürger aus ihrem ruhigen Schlafe. Doch nicht angstvoll horchten sie diesmal aus! In das Brüllen der Geschütze mischte sich kräftiger Posannenfchall. Wie Engelsgesang aus Himmelshöhen ertönte vom naben Kirchturm der uralte Lobgesang:
„Allein Gott in der Höh' sei Ehr Und Dank für feine Gnade,"
l) accord Vergleich; 2) rancion — Lösegeld.
i
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Extrahierte Ortsnamen: Mariae_Lichtmes Deutschland
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sandle sofort eine ansehnliche Summe an Schillers Gattin, wobei er freilich bemerkte, daß er sich aus eine bestimmte Erhöhung der Pension „alleweile" nicht einlassen könne.
Rückkehr: Obwohl Schiller und seiner Gemahlin die Tage
in Erfurt angenehm verflossen, suhlten sich beide doch nicht ganz wohl hier. Sie sehnten sich nach der eigenen Häuslichkeit und kürzten deshalb den noch auf längere Zeit berechneten Aufenthalt ab. — Ihre Abreise erfolgte am 1. Oktober. (Nach Albert Pick.)
64. Französische Emigranten in Erfurt.
Ihre Ankunft: Die französischen Ausgewanderten, die in
den Rheinstädten eine Zuflucht gefunden halten, flohen bei Au-nährnng der Franzosen weiter ins deutsche Land hinein. Dabei wählten viele Erfurt als neuen Wobnsitz, da man ihnen von befreundeter Seite die Stadt vorteilhaft geschildert hatte.
Seit Anfang 1795 kamen sie in großer Zahl hier an. Unter ihnen waren viele, die einst eine glänzende Rolle gespielt Hatten. Ehemalige Erzbischöse, Bischöfe, Aebte und dergleichen kamen zum Brühlertor hereingepilgert, und säst alle boten einen herzzerreißenden Anblick dar. Mit Bündelchen auf dem Rücken und mit zerrissenen und zerlumpten Kleidern hielten sie ihren Einzug. Einer von ihnen erzählte mit heilerer Miene, daß er nichts anderes gerettet habe als die Bibel, die er unter dem Arm trug. Tatsächlich hatten viele nicht einen roten Heller mehr in der Tasche; sie wußten nicht, wo sie einen Bissen Brot hernehmen, womit sie ihr Schlasgeld bezahlen sollten. Piele gingen barsuß, und dabei war es mitten im Winter. Sie erzählten auch, daß manche unterwegs liegen geblieben und erfroren wären.
Ihre Lebensweise: Mitte Februar waren, wie durch Be-
auftragte des Rates festgestellt wurde, schau über 1000 Vertriebene in der Stadt. Man räumte ihnen die Schottenkirche zum Gottesdienst ein. In ihr wurde von jetzt ab französisch gepredigt. Besonders ernst und streng begingen sie die heilige Woche. Viele speisten die ganze Zeit hindurch kein Fleisch. Alle Speisen, die sie genossen, mußten mit Cel geschmelzt sein, weil ihnen selbst die Butter verboten war. Auch erschienen viele in schwarzen Kleidern, die sie in den letzten Tagen gar nicht mehr ablegten.
Gezwungene Beschäftigung: Mancher von den Emigranten, der einst bessere Tage gesehen halte, war gezwungen, sich seinen Lebensunterhalt durch Anfertigung kleiner Handarbeiten zu verdienen. So verkaufte bei der Feier der Peterkirmfe (Sonntag nach Ostern) auf dem Roßmcirkle (Herrmannsplatz) ein ehemaliger französischer Herzog Handkörbchen, Schächtelchen und Kästchen, die er selbst aus Pappe angefertigt hatte. Von seinem Stand aus rief er den Vorübergehenden sorlwäbrend zu: „Achetez des corbeilles
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die Beschießung gefaßt zu machen. Diese Nachricht verbreitete einen allgemeinen Schrecken in der Stadt. Man sah nur noch bleiche Gesichter und verstörte Mienen. Wer bares Geld, Silber und
Goldsachen besaß, vergrub alles schnell an sichere Plätze.
Schmachvolle Uebergabe der Biabt: Gegen 3 Uhr erschien ein französischer Unterhändler vor der Stadt und verlangte Einlaß. Er wurde gewährt, und man führte ihn auf den Peters-berg. Die Verhandlungen dauerten nicht allzulange. Zwar mußte er noch zweimal ins französische Lager zurück, dann aber wurden die Bedingungen angenommen. Die gesamte Besatzung, 14 000
Mann, barunter 8000 Kranke und Verwundete, würde gefangen genommen. Die Offiziere erhielten, nachbem sie auf Ehrenwort versprochen hatten, bis zur Auswechselung nicht zu bienen, bett Abschieb. Der Bürgerschaft wurde Sicherheit zugesagt, doch sollte sie das einrückende französische Militär mit Achtung ausnehmen und bewirten.
^ Einmarsch der Franzosen: Am 17. Oktober hielten die
Zieger zu derselben Zeit, zu welcher die gefangenen Preußen die Stadt verlassen und ihre Gewehre und sonstige Waffen auf dem Glacis vor bcr Stadt nieberlegen mußten, ihren Einzug. Sie kamen zum Jobamtestore herein, boch nicht in Parabe, fonbern in bichten Kolonnen. Sie kamen so, wie sie das Schlachtselb verlassen halten oder von ihrem Lager auf der bloßen Erde aufgestanden waren, teilweise waren sie ganz wunderbar ausgeputzt. Manche hatten kattunene oder schwarzruftene Mäntel um, die sie den vogtläudifchen ober thüringischen Bauernweibern gegrippt batten. Viele erschienen auch in schwarzen Ehorrccken, welche den Dorfpastoren geraubt waren, noch anbere hatten sich Hosen aus Stofftapeten und Bettvorhängen zusammengeschneibert. Ein Tambourmajor hatte ättett blauen Banernkittel statt der Uniform an, ttttb ein attbcrer Solbat trug eine alte Weiberpelzmütze unter seinem Helm. Die Avantgarbe hatte hölzerne Löffel in den Hutkrempen, weshalb sie auch noch lange Zeit danach mit dem Namen Löffelgarde bezeichnet wurde. Ueber ihren mit geraubten Sachen vollgestopften Tornistern und Bündeln hingen große Stücke Fleisch, Hühner, Gänse und Enten. Auch hatten sie große Bauernbrote auf die Bajonette ihrer Gewehre gespießt. Die Offiziere waren sehr einfach gekleidet. Sie hatten keine Schärpen, auch kein Portepee (Degenquaste) ant Säbel. Sie führten weder Packwagen noch Packpferde mit sich. Alle trugen ihr Gepäck wie die Gemeinen ans dem Rücken und hatten ihre Mäntel umgehängt. Der Marsch der Franzosen war außerordentlich schnell, und einige Musikkorps spielten, gleichsam um die Erfurter zu verhöhnen, das Lied: „Freut euch des Lebens". Die Gesichter der Einziehenben waren furchterregend Manche der Franzosen waren vom Pulverbamps so schwarz wie die Mohren, und vor den fürchterlichen Schnauzbärten konnte man ihre Gesichter kaum erkennen.
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viele meiner Kameraden, und es herrschte nach geendigtem Gesänge die tiefste und feierlichste Stille. So betraten wir den französischen Grund und Boden.
Vor Oppenheim mußten wir noch eine Weile warten, bis der Hauptmann wieder zurückkam, welcher Nachricht einzog, ob wir daselbst Parade machen sollten und wo wir bleiben würden. Wir marschierten dann durch nach Komtersheim, wo wir um 3 Uhr ankamen...........
Fest der Königsverkündigung in Nancy: Am 4. April trafen wir nachmittags um 3 Uhr in Nancy ein. Zwei Tage später brachten Kuriere dem Grafen v. Artois, dem Bruder des Königs Louis Xviii., die Nachricht: „Napoleon ist geschlagen, Paris ist übergeben." Daraufhin wurde abends 5 Uhr bei der Mairie (Rathaus) die weiße, mit Lilien gestickte Fahne aufgesteckt, und alle Beamten und Königsgesinnten steckten eine weiße Kokarde auf den Hut, gingen zum Prinzen und wünschten ihm Glück. — Unterdessen sammelte sich das Volk aus dem Markte; es war ein Lausen und Drängen aus den Straßen, und es herrschte eine allgemeine Gärung, die endlich in ein lautes „Vive le roil Vivent les Bourbons“ ausbrach.
Später wurden dann alle Häuser erleuchtet, und wir zogen von Straße zu Straße. Am andern Morgen marschierten wir Jäger nach dem Königsplatz, wo schon anderes Militär sich ausgestellt hatte, und bildeten daselbst ein Karree (Viereck). Auf der Pepirtiere (Park), welche vermittelst einiger Seitengänge an den obigen Platz stößt, waren 2 Batterien aufgefahren. Diese unterhielten eine halbe Stunde lang ein lebhaftes Schlachtfeuer. Unterdessen kam der Prinz mit feinem Gefolge und den höchsten Behörden der Stadt, alle in altfranzösischer Uniform, aus der Kirche und traten in unser Karree ein. Alles Militär, an dem der Prinz vorbeiging, rief ihm ein frohes Hoch zu. Das Volk drängte sich bis in unsere Glieder und rief, als er da vorüberging: „Vive le roi! Vivent les Bourbons!“ Mir schrie ein altes Fifcherweib die Ohren so voll, daß ich hätte mögen taub werden. Wir standen mit dem Rücken nach dem königlichen Schloß, auf dessen Balkon die Prinzessin mit ihren Hofdamen stand und den Prinzen mit weißen Tüchern grüßte, welches er ebenso erwiderte. Der Prinz ließ nun sämtliches Militär vorbeiziehen, und die Feier war beendet.
Es war dieses Fest wirklich sehr feierlich, und mir war es sogar rührend. Das volle Geläute aller Glocken, und deren hat Nancy nicht wenige, der Kanonendonner aus 16 Feldstücken, das Frohlocken des Volkes, das in feiner Freude jetzt den Bruder des Prinzen als König ausrief und der königlichen Familie ein „Vivent les Bourbons!“ zujauchzte, wahrlich, ein schöner Augenblick. Gleich nach beendigter Parade mußten wir 30 Mann Wache geben; diese dienten zur Bedeckung der hohen Behörde, welche in der
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Extrahierte Personennamen: Louis_Xviii Nancy
Extrahierte Ortsnamen: Oppenheim Komtersheim Nancy Nancy Paris
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Monate nach ihr schied auch die deutsche Gräfin, welche ihrem Gemahl noch drei Kinder geschenkt hatte, aus dem irdischen Leben. Sie wurde ihrer vorangegangenen schwesterlichen Freundin zugesellt. Der Graf selbst verschied im 60. Lebensjahre, und seine Kinder, zwei Söhne und drei Töchter, ließen ihn zwischen den beiden Frauen bestatten, auch für alle drei einen herrlichen Grabstein künstlich Herrichten, darauf ihre Bildnisse zu ersehen sind. Später ist ihr Stein vom Skt. Petri-Berge herabgebracht und im Dome zu Ersurt ausgerichtet worden, ein redender Sagenzeuge sür alle kommenden Jahrhunderte. (Nach L. Bechstein.)
20. Der Kinderfcmz.
Von Erfurter Sagen ließe sich allein ein Buch süllen; es gibt deren sehr viele, sehr schöne und sehr schaurige. Ersurt, des Thüringer Landes uralte Hauptstadt, ward früh von der Poefie geküßt und bekränzt.
a) Schon im Jahre 1212 war eine wunderbare Erregung unter die Kinder in Thüringen und Sachsen gekommen. Ein Knabe wandelte durch Städte und Dörfer und sang ein Kreuzlied. Sein
Inhalt war, Christus wolle ihnen sein heiliges Kreuz, das noch
in Türkenhänden fei, zu eigen geben. Da faßte alle Knaben, die ihn fingen hörten, eine Betörung, das Kreuz zu erobern. Sie
traten in großen Haufen die Reise gen Jerusalem an, und weder
gute noch böse Worte, weder Bitten noch Banden, weder Sanftmut noch Schläge hielten sie zurück. Die Mehrzahl der armen
Kreuzfahrer kam schon in den Schweizer und Tiroler Alpen durch Frost und Hunger um, und die so glücklich waren, Schiffe zu erreichen, verdarben durch Sturm und Wellen.
b) Im Jahre 1237 am 15. Juni ereignete sich eine gar wunderbare Begebenheit. Ueber 1000 Erfurter Kinder vereinigten sich zu einem großen Reigen. Sie zogen durch das Löbertor dem
Steiger zu und die Höhe auf dem alten Wege hinan, über Waltersleben, Eischleben, Ichtershausen und Rudisleben, immer tan zend und singend. Gegen den Abend kamen sie sehr müde nach
Arnstadt, wo sie von den Bürgern, die gar nicht wußten, was
dieser Kinderzug bedeuten solle, ausgenommen wurden. In Ersurt aber entstand Schrecken und Jammer, denn in zahllosen Häusern wurden die Kinder vermißt. Niemand wußte, wo sie geblieben und wohin sie gekommen waren, bis die Botschaft von Arnstadt kam, daß die Kinder dort seien. Da wurden am andern Morgen viele Wagen angespannt und die Kinder wieder geholt. Den Arn-städter Bürgern wurde viel Dank gesagt, auch eine Spende in den Dom gestiftet. Niemand aber wußte zu sagen, was die Kinder verleitet, so weit fortzuziehen ohne Urlaub und Wegkunde. Auch blieben viele dieser Kinder hernach bleich und krank und zitternd, waren stets müde und hinfällig. Ihr Tanz war eine Volkskrank-
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